Bücher und Bilder in der Drogerie?
Ein historischer Altstadt-Laden erwacht zu neuem Leben!
Eine Drogerie, in der Bücher und Bilder angeboten werden? Wer hat sich denn das ausgedacht? Was für Bücher und was für Bilder? Und um welche Drogerie handelt es sich überhaupt?
Lassen Sie mich mit der letzten Frage beginnen … über die übrigen wird später noch zu reden sein.
Das Geschäft ist eines der wohl traditionsreichsten in Rostock. In 2 Jahren wird es 100 Jahre alt. Es befindet sich in der Östlichen Altstadt. Alteingesessene wissen jetzt sicherlich schon, dass es um die „Altstadt Drogerie“ in der Wollenweberstr. 44 geht, von der man ohne Übertreibung sagen kann, dass sie zu DDR Zeiten Kultstatus erlangt hat.
Schon seit mehreren Jahren gibt es die Drogerie nicht mehr und dennoch bleiben regelmäßig Passanten vor dem Schaufenster stehen und schauen interessiert auf die liebevolle Dokumentation der Geschichte dieses traditionsreichen Geschäfts. Fotos von der alten, gediegenen Holzeinrichtung, die eher an eine Apotheke erinnert, Zeitungsausschnitte und Verkaufsartikel aus längst vergangenen Tagen ziehen die Blicke
auf sich.
Hier sei nur noch einmal kurz auf ein paar Stationen hingewiesen. Schon 1913 gründete Emil Knaack die Drogerie, die 1946 von Herbert Czerwinski übernommen wurde. Dieser hatte 1926 beim ehemaligen Geschäftsführer seine Lehre begonnen. Im Jahre 1980 übergab er dann den Staffelstab an Karl-Heinz Krause. Dieser erweiterte das Sortiment erheblich. Lacke, Farben und erstmals sogar Tapeten konnten die Kunden hier erwerben. Dieses erweiterte Angebot machte eine Vergrößerung der Verkaufsfläche erforderlich.
Mit 90 qm wurde die Altstadt Drogerie bald zur größten Verkaufsstelle ihrer Art in Rostock.
Noch zu DDR Zeiten stand man hier Schlange, wenn wieder einmal Raufasertapeten eingetroffen waren.
Auch wenn es nach der Jahrtausendwende ruhiger wurde, das Geschäft mit seiner historischen Einrichtung bleibt vielen Bewohnern der Östlichen Altstadt noch in guter Erinnerung.
Nun wird es wieder mit neuem Leben erfüllt. Damit sind wir auch schon bei den Ausgangsfragen: Bücher und Bilder in einer ehemaligen Drogerie? Wer kommt denn auf eine solche, auf den ersten Blick absurde Idee? Auf den zweiten Blick ist diese Idee aber gar nicht so absurd, denn die vielen schönen Holzregale, an denen zugegebenermaßen schon hier und da der Zahn der Zeit genagt hat, eignen sich hervorragend für die Aufnahme von Büchern ... noch dazu von alten Büchern.
Dies hat sich auch Astrid Stelter, die ehemalige Gymnasiallehrerin, gesagt
und mit Hilfe des Antiquars und Kunstkurators Dr. Jan Cremer beschlossen, sich den Altstadtcharme des Ladens zunutze zu machen und hier ein Antiquariat einzurichten. Auch für eine Verkaufsgalerie mit Bildern vornehmlich von Mecklenburger und in der Region tätigen Malern aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis hin zur Gegenwart ist hier vorhanden. In der Galerie findet man klangvolle Künstlernamen – nicht nur für Rostocker Ohren.
Somit hätten wir also auch die Sache mit den Bildern geklärt. Es kann also losgehen. Putzen und polieren ist zunächst einmal angesagt, dann das Sortieren der 10 000 angelieferten Bücher und das Aufhängen der ca. 50 Bilder. Eine Menge Arbeit, die auf die neue Inhaberin zukommt, zumal Frau Stelter sich auch seit einigen Jahren im Rahmen des Altstadtvereins für die Östliche Altstadt engagiert. Das Altstadtfest, und hier besonders die jährlich von ihr organisierte Tombola und die OSTPOST, bei der sie als Redakteurin mitarbeitet, liegen ihr besonders am Herzen. Nun möchte sie sich auch beruflich einbringen und ein Kleinod der Östlichen Altsstadt wiederbeleben und somit zur Attraktivität unseres schönen Stadtteils beitragen.
Uns bleibt nur noch, der neuen Mieterin der „Altstadt Drogerie“ mit ihrem neuen Konzept „Altstadt Antiquariat und Galerie“ viel Erfolg zu wünschen.
Dieser Artikel erschien in gedruckter Form in der OSTPOST - Ausgabe 22.
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